Vortrag "Vertraute Handelspartner - geächtete Handelspartner: Jüdische Viehhändler in Franken, 1919 - 1939"

Datum: 
Donnerstag, 21. Februar 2013 - 0:00

Die Nationalsozialisten stießen beim Versuch, Juden aus dem Viehhandel zu verdrängen an die Grenzen ihrer rassistischen Wirtschaftspolitik. Trotz einer vehementen antisemitischen Propaganda hielten viele Bauern an ihren vertrauten Handelspartnern, den jüdischen Viehhändlern, fest. Tatsächlich zählt der Viehhandel zu den ältesten Tätigkeitsfeldern von Juden in Mitteleuropa. In kaum einem anderen Wirtschaftsbereich erreichten Juden je einen so hohen Anteil wie im Viehhandel. Als Viehein- und -verkäufer, aber auch als Kreditgeber und Güterhändler, agierten sie an einer sehr sensiblen Stelle in der Agrargesellschaft. Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten wurden jüdische Viehhändler in der antisemitischen Propaganda als „Bauernschlächter“ dargestellt. Das zuvor zwischen Händler und Bauer aufgebaute Vertrauen wurde dann auf eine harte Probe gestellt. Wie also baute sich das Vertrauensverhältnis zwischen jüdischen Viehhändlern und Bauern auf? Wie lange hielten diese wirtschaftlichen Beziehungen unter dem Einfluss antisemitischer Gewalt stand? Diesen Fragen geht die Historikerin Stefanie Fischer nach. Sie beleuchtet erstmals die Bedeutung der jüdischen Viehhändler für den ländlichen Raum am Beispiel der nordbayerischen Region Franken. Die Historikerin Stefanie Fischer, geb. 1977, hat in Berlin, Jerusalem und in den Vereinigten Staaten von Amerika Museumskunde und Geschichte studiert. Sie hat im Fach Neuere Geschichte an der Technischen Universität Berlin/Zentrum für Antisemitismusforschung promoviert. Ihre Dissertation wurde mit dem Fraenkel-Prize der Wiener Library für an "outstanding work of twentieth-century history" ausgezeichnet. Von 2002 – 2005 war Stefanie Fischer als Museumspädagogin maßgeblich an der wissenschaftlichen Konzeption des Orts der Information am Denkmal für die ermordeten Juden Europas beteiligt. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, NS-Geschichte, Geschichte des Antisemitismus und vergleichende Genozidforschung. Für ihre Forschungstätigkeit hat sie zahlreiche Stipendien erhalten, unter anderem von der Fulbright-Kommission und der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Seit 2012 lehrt und forscht sie am Zentrum Jüdische Studien in Berlin."

Kategorie: 
Vorträge