Vortrag "Der Berliner Sokrates: Moses Mendelssohn Vorbild und Leitfigur Simon Höchheimers"
Im bis auf den letzten Platz gefüllten Vortragsraum der Veitshöchheimer Synagoge entführte Professor Dr. Hajo Petsch ins 18. Jahrhundert nach Berlin. Obwohl aus ärmlichen Verhältnissen stammend und sich stets offen und ausdrücklich zu seiner Religion bekennend, wurde der 1729 in Dessau geborene Moses Mendelssohn zu einem führenden Denker Europas und einem der meistgelesenen Vertreter der Aufklärung.
1763 gewann Mendelssohn mit einem philosophischen Aufsatz den ersten Preis der „königlichen Academie“ in Berlin und trug ihn neben dem Spitznamen „Berliner Sokrates“ auch die Freundschaft mit dem unterlegenen Immanuel Kant ein. Sein großer Durchbruch gelang ihm 1767 mit dem Werk »Phaedon oder über die Unsterblichkeit der Seele«, einem viel gelesenen philosophischen Text. Das Frontispiz dieses Epoche machenden Werkes, einer Interpretation des platonischen Dialogs Phaidon, zeigt Sokrates in der Betrachtung eines Schädels, über dem als Symbol der Unsterblichkeit ein Schmetterling schwebt.
Zum Freundeskreis Mendelssohns zählte unter anderen Gotthold Ephraim Lessing, der ihm in der Figur »Nathans des Weisen« ein literarisches Denkmal setzte.
Von der Ausstrahlung Mendelssohns fühlte sich auch Simon Höchheimer angezogen. Höchheimer begreift Mendelssohn als Vorbild und Leitfigur der Judenemanzipation und der aufklärerischen Bestrebungen. Nach dem Tod Moses Mendelsohns am 4. Januar 1786 in Berlin veröffentlichte Simon Höchheimer noch im gleichen Jahr die Schrift »Über Moses Mendelssohns Tod«. Es war die erste Mendelssohn-Biographie.