„Heilige Nacht“ von Ludwig Thoma

Datum: 
Montag, 15. Dezember 2008 - 0:00
Herbert Ludwig

Herbert Ludwig las und sang im ausverkauften Bacchuskeller in Veitshöchheim

Ludwig Thoma (1867–1921), brillanter Autor von mit Humor und Satire gewürzten Geschichten und Einaktern aus dem bäuerlichen und kleinstädtischen Lebenskreis in Altbayern, erzählt in Vierzeilern die Weihnachtsgeschichte, wie das Lukasevangelium sie überliefert. Zwei kleine Kunstgriffe machen die mitten im ersten Weltkrieg entstandene Erzählung von Thoma allerdings zu einem anrührenden Erlebnis der bayerischen Art: Das Wunder der Heiligen Nacht wird ins Altbayerische übersetzt und geschieht nicht im fernen Bethlehem, sondern in der tief verschneiten Landschaft des bayrischen Oberlandes unserer Tage. Es ist wie ein Winterabend in den Bergen mit Lichtern und großer Stille. Dabei sind die Not, die Herzenshärte der Verwandten, die Kälte, die Trostlosigkeit nicht ausgespart.

In „Heilige Nacht“ wird deutlich, was Mundart eigentlich ist: gesprochene Sprache, der lebendige Ausdruck einer Lebensart. Der Zauber, der schon beim stillen Lesen von diesen Versen ausgeht, verstärkt sich, wenn man sie, gut gesprochen, hört und das „Gsangl“, von einer Gitarre begleitet, wirklich gesungen wird.

Vorgetragen wurde Ludwig Thomas bayerische Weihnachtsgeschichte von dem in München aufgewachsenen Herbert Ludwig, pensionierter Professor für Vermessungstechnik und seit vielen Jahren bekannt in der freien Theater-Szene Würzburgs als ein mit Kraft und Verve extrovertierte Typen verkörpernder Schauspieler. Sein komödiantisches und musikalisches Talent machen Ludwig zu einem Volksschauspieler par excellence.