Brot für die Welt

Datum: 
Donnerstag, 8. Oktober 2009 - 0:00

Dr. Ursula Rdest hielt einen Vortrag bei der SHG über den Hunger in der Welt, die Chancen der Biologie und das Schreckgespenst Gentechnik
Ein existenzielles Thema bewegte diesmal die zahlreichen Zuhörer im Veitshöchheimer Sitzungssaal: Frau Dr. Ursula Rdest, Akademische Direktorin am Lehrstuhl für Mikrobiologie der Universität Würzburg, hatte sich nicht weniger vorgenommen, als anhand von Beispielen die Ursachen von Hunger und Überernährung in der Welt aufzuzeigen und gleichwohl Wege der Biologie zur Bekämpfung dieser Fehlentwicklungen darzustellen.
Die überraschende Analyse von Dr. Rdest gipfelte im der scheinbar paradoxen Feststellung, dass eigentlich weltweit genügend Lebensmittel vorhanden sind. Unabhängig von den wirtschaftlichen Ungleichgewichten, die zu einer mangelhaften Verteilung dieser Lebensmittel weltweit führt ist das aus biologischer Sicht eigentliche Problem ein anderes. In den „Hungerregionen" sind die Ernteverluste viel zu groß und betragen teilweise 50 % einer Jahresernte.
Dies müsse auch der Ansatzpunkt der Biologie sein. Durch den Einsatz einer Vielzahl von Arten, genauestens auf Klima und die Umweltverhältnisse abgestimmt, könne der Ertrag maximiert und auf den „Hungermärkten" selbstproduzierte Lebensmittel der Kleinbauern angeboten werden. All diese Arten existierten bereits, zum Teil seit tausenden von Jahren, so wie der von den Maya kultivierte Mais. Allerdings würden gerade in der westlichen Welt durch die Monokulturen nur noch einzelne Arten verwendet, die entsprechenden Ertrag nur mit Düngung und Pflanzenschutz erreichen - für Afrika oder Südostasien ist dies nicht finanzierbar und nicht zu erwirtschaften.
Ein weiteres Problem ist ein Bildungsproblem. Gerade in den beiden genannten Regionen sei das Wissen um fortschrittliche Ackerbaumethoden gering bis gar nicht ausgeprägt. Zudem stehe die Kultur oft Neuerungen im Weg. Ein Beispiel ist der Goldreis, eine speziell für Kleinbauern optimierte und gezüchtete Reissorte, dessen einziger „Makel" ist, dass sie gelbe statt weißer Reiskörner hervorbringt. Und deshalb wird sie von den Bauern nicht akzeptiert.
Frau Dr. Rdest erläuterte anschließend genauestens die Vorgehensweise bei der gentechnischen Veränderung von Pflanzen und forderte wenigstens eine Versachlichung der weltweiten Diskussion zu diesem Thema. Nach einer regen Diskussion, insbesondere zur Frage der Gentechnik, bedankte sich der Vorsitzende der Simon-Höchheimer-Gesellschaft, Rudolf Gabler, und entließ die Zuhörer, die mit neuen Gedanken und sicherlich auch neuen Argumenten zum Thema ausgerüstet waren.