Autorenvortrag »Der Dichter und seine Vaterstadt – Leonhard Frank 1882–1932«
Dr. Hans Steidle zu seinem Buch
Der 125. Geburtstag des Dichters Leonhard Frank und die Veröffentlichung des Buches „Der Dichter und seine Vaterstadt – Leonhard Frank 1882–1932“ waren Anlass, den Autor und Würzburger Historiker Dr. Hans Steidle zu Wort kommen zu lassen. Bis auf den letzten Platz war der Seminarraum des Jüdischen Kulturmuseums Veitshöchheim besetzt.
Leonhard Frank entstammte dem Milieu der Unterschicht, seine Kindheit und Jugend war geprägt von sozialer Kälte und Distanz. Sein inniges Verhältnis zur Mutter Marie schlug sich in zahlreichen Romanen nieder, darunter die berühmtesten: die „Räuberbande“, das „Ochsenfurter Männerquartett“ oder sein Lebensroman „Links wo das Herz ist“. Der selbsternannte Gefühlssozialist lernte ursprünglich in Würzburg Fahrradmechaniker, ehe er in München und Berlin Anschluss an die Bohème und damit in sein Künstlerleben fand. Nach dem erzwungenen Exil in Zürich, Frankreich und den USA kehrte er 1950 nach München zurück und besuchte bis zu seinem Tod im Jahr 1961 noch mehrmals sein Würzburg.
Besonderes Augenmerk legte Dr. Steidle in seinem Vortrag auf die biographischen und literarischen Bezüge Franks zu seiner Heimatstadt. In 25 Jahren zog Frank 13 Mal innerhalb der Stadtgrenzen um. Dr. Steidle nahm die gebannten Zuhörer mit auf eine Reise durchs längst untergegangene Würzburg, mit seinen Gassen und Spelunken im Meeviertel, vorbei an den Handwerkern des Peterviertels und zum prügelnden Lehrer Dürr aus der Grundschule in der Münzstrasse. Amüsant, melancholisch und manchmal aufrüttelnd weckte Dr. Steidle bei den Zuhörern wieder Interesse an einem Autor, der einstmals einer der erfolgreichsten seiner Zeit war.