Exkursion der Simon-Höchheimer-Gesellschaft nach Worms

Datum: 
Samstag, 8. Mai 2010 - 0:00

Bei leichtem Morgennebel, der gutes Ausflugswetter verhieß, brachen am Samstag, den 08.05.10 37 Mitglieder und Gäste der Simon-Höchheimer-Gesellschaft zu einer Exkursion nach Worms auf. Die Stadt Worms, eine der ältesten Städte Deutschlands, bewahrt Zeugnisse ihrer Kultur trotz mehrfacher nahezu totaler Zerstörungen von den Zeiten der Römer über die Völkerwanderungszeit (Nibelungen) und die Zeit der Salier (Kaiserdom) bis hin zum Anbruch der Moderne (Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms). Über fast ein Jahrtausend hinweg war Worms aber auch Heimat einer blühenden jüdischen Gemeinde, bis der Terror der NS-Herrschaft dem christlich-jüdischen Zusammenleben ein schreckliches Ende setzte.
Für den Vormittag hatten wir uns das „jüdische Worms“ zum Ziel gesetzt. Zwei Gästeführer der Stadt Worms übernahmen es, uns über die wichtigsten Zeugnisse jüdischer Kultur und Lebensart zu informieren, Frau Karin Kissel und der ev. Pfarrer i.R. Karl Maar. Beide beeindruckten durch profundes Wissen über die örtlichen Gegebenheiten, aber auch die zeitgeschichtlichen und religiösen Zusammenhänge und vermieden es dabei konsequent, irgendwelchen lokalpatriotischen Verfälschungen nachzugeben. In zwei Gruppen besuchten wir die Judengasse, die Synagoge und das Museum im Raschi-Haus mit eindrucksvollen Darstellungen jüdischen Lebens im 18. Und 19. Jahrhundert. Nach einem kurzen Fußweg entlang der mittelalterlichen Stadtbefestigung erreichten wir endlich den Friedhof „Heiliger Sand“, den ältesten erhaltenen jüdischen Friedhof in Europa mit über 2000 Gräbern, deren ältestes auf das Jahr 1076 datiert werden kann.
Nach dieser intensiven, aber hochinteressanten Begegnung mit dem „jüdischen Worms“ hatten wir eine erholsame Pause im „Hagenbräu“ am Rheinufer verdient, gleich neben dem Denkmal von 1905, einer Darstellung des „grimmen Recken Hagen“, wie dieser den Schatz der Nibelungen in den Rhein schleudert.
Danach wandten wir uns wiederum unter der Führung von Frau Kissel und Herrn Maar dem Dom „St. Peter“ zu, dem Kleinsten unter den drei Kaiserdomen der Salier Mainz, Speyer und Worms. Auch hier beeindruckten die fachkundigen Erläuterungen unserer Gästeführer, zudem durften wir Zeuge eines kleinen Orgelkonzerts werden, bei dem der Klang der Orgel des Doms einer anderen Gruppe mit Bachs Toccata & Fuge d-Moll BWV 565 und einigen weiteren Stücken demonstriert wurde – ein schöner Ausklang eines herrlichen Besichtigungsprogrammes.
Seit der Mittagszeit war der Nebel verschwunden und so traten wir bei herrlichem Sonnenschein die Rückfahrt an. Frau Dr. Wehgartner vertiefte während der Fahrt den Aspekt des „Worms der Nibelungen“ noch dadurch, dass sie den Streit der Königinnen aus dem Nibelungenlied, der ja auf den Stufen des Wormser Domes stattfand, in neuhochdeutscher Nachdichtung vortrug.
Mit der Ankunft an der Mainlände endete dann ein zwar anstrengender, aber hochinteressanter Ausflug, der von allen Teilnehmern mit der Zusicherung beendet wurde, beim nächsten Mal wieder dabei zu sein!